Gabriele Menzels Kampf gegen Tierversuche

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Der Gesetzgeber, die Justiz und die Tierversuchsindustrie



Wenn man es sich richtig überlegt, ist es fast völlig aussichtslos sich mit der Forderung "Tierversuche abschaffen" an staatliche Institutionen zu wenden. 

Es ist ja gerade der Staat der Tierversuche fast zwingend vorschreibt und die Hürde für alternative Prüfmethoden so hoch gehängt hat, so dass der Tierversuch immer noch als "Goldstandard" gilt.

Ich habe lange überlegt, ob ich meine eigenen Erfahrungen, nicht unbedingt als Beteiligte, so doch als Zuschauerin, aufschreiben soll. Aber jetzt habe ich mich doch dazu entschlossen.


Wenn man das Wort Tierversuche hört, hat man automatisch schreckliche Bilder im Kopf. Deshalb steckt man denselben immer gerne in den Sand. Bloß nicht hinschauen oder hinhören...Du kannst sowieso nichts ändern.



Die Veränderung kam für mich im Dezember 2002 , als wir zu unserer Dackelhündin Jule einen Hund aus dem Tierheim adoptierten. 

Sam war ein ehemaliger Laborbeagle. 

Sam war ein sehr schwieriger Hund. Völlig überdreht. Konnte keine Minute allein bleiben. Er hatte wochenlang schlimme Alpträume. Dabei knurrte er und biss auch manchmal um sich.

Und du sitzt da und denkst: "Was hast du erlebt? Was hat man dir angetan?"


Wer züchtet und verkauft denn einfach Tiere an ein Versuchslabor und die können dann diesem Tier einfach antun was immer ihnen einfällt?

Dieser Gedanke hat mich nicht mehr losgelassen.


Im Dezember 2003 strahlte das ZDF einen Filmbeitrag bei Frontal 21 über das Auftragslabor Covance, ansässig in Münster aus.

Covance ist ein weltweites Unternehmen mit Sitz in Amerika, das Tierversuche unter anderem im Auftrag von Chemie-, Lebensmittel- und Pharmafirmen durchführt. In Münster hat sich der Konzern auf Versuche an Primaten spezialisiert. Mehr als 2000 Affen werden dort in Käfigen gefangengehalten, Covance´ Angaben zufolge sterben dort jährlich mehr als 1000 Tiere im Rahmen von Versuchen.

Ich sah den Film und war entsetzt. Es war zutiefst verstörend, was dort durch den Undercover Journalisten Friedrich Mülln, im Auftrag des Britischen Tierrechtsverein BUAV, heimlich gefilmt wurde. 



Man sah Affen in winzigen Käfigen in Einzelhaltung, die nicht nur unter entsetzlichen Bedingungen lebten, sie wurden zudem täglich schmerzhaften Routine-Eingriffen ausgesetzt. 

Das mussten die Tiere jeden Tag erleiden:


Orale Zwangsfütterung

Für diese hochgradig belastende Methode der Verabreichung von Teststoffen, wurden den Affen die Arme auf den Rücken gedreht. Mit festem Griff auf das Knie eines Pflegers gepresst, wurde ihr Mund aufgerissen und ein Schlauch bis in den Magen getrieben. Da die Tiere wussten, was auf sie zukommt, versuchten sie verzweifelt, der brutalen Prozedur zu entgehen, sie zappelten und wanden sich und versuchten den Mund krampfhaft geschlossen zu halten. 

Einige der Covance-Mitarbeiter waren nicht in der Lage, eine Blutprobe zu nehmen, ohne etliche Male zustechen zu müssen. So wurde das Blutabnehmen für die Affen zur langwierigen Tortur. Sie schrien und versuchten, sich zu wehren und viele hatten am Ende der Prozedur blutende Wunden. Tiere, die sich bei Blutentnahmen oder Zwangsfütterung wehrten, wurden brutal geschüttelt und geschlagen. Die Undercover-Aufnahmen zeigten, wie Mitarbeiter von Covance immer wieder die Geduld verloren, wenn sie zum Beispiel die Vene nicht trafen oder die Affen sich bei den Zwangsmaßnahmen zu stark wehren. Einige Mitarbeiter rasteten völlig aus und schrien und fluchten. In einigen Abteilungen waren wohl Beschimpfungen der Affen selbst durch leitende Angestellte an der Tagesordnung.

Um Teststoffe in die Blutbahn zu verabreichen, wurden die Affen in so genannten Affenstühlen fixiert. Diese Vorrichtung ist wie ein Art Pranger, in der der Hals von einer Plexiglasplatte umschlossen wird. An Armen und Beinen gefesselt, mussten sie bis zu einer halben Stunde in den Stühlen ausharren. Auch trächtige Weibchen wurden auf diese Weise behandelt.




Rückenmark-Biopsie

Den betäubten und festgebundenen Affen wurde eine Nadel im Lendenbereich in die Wirbelsäule gestochen. Anschließend wurden die Tiere zum Aufwachen einfach auf den nackten Metallgitterboden ihrer Gefängnisse gelegt.



Narkotisierte Affen wurden mit dem Kopf nach unten gehalten. Durch einen Elektroschock wurde ein Samenerguss herbeigeführt.



Den Affenmüttern wurde Milch abgenommen. Für diese Prozedur wurden diese über mehrere Stunden von ihren Babys getrennt - für beide eine unglaubliche Stresssituation.

Narkotisierte Affen wurden kopfüber aufgehängt. Durch einen Schnitt durch die Bauchdecke wurden die inneren Organe mit Hilfe eines Endoskops untersucht.

Nach Operationen, Entnahme von Rückenmarks- oder Samenflüssigkeit oder anderen Eingriffen, die eine Narkose erforderlich machen, wurden die noch betäubten Tiere einfach in die kalten Metallgitterkäfige gebracht. Beim Aufwachen übergaben sich viele der Tiere.

Die Filmaufnahmen zeigten Affen, die in der Aufwachphase taumelnd auf dem harten Metallboden aufschlagen.

Um die Giftigkeit bzw. die tödliche Dosis neuer Substanzen zu testen, wurden diese den Affen in das Blut injiziert. Toxikologie-Test zählen zu den grausamsten Tierversuchen.




Die Tötung der Affen erfolgte durch Ausbluten. Betäubten Tieren wurden die großen Schlagadern an Hals und Beinen aufgeschnitten. Dabei wurden sie hoch gehalten, damit das Blut herauslaufen kann. Nach einer Autopsie wurden die toten Tiere wie Müll entsorgt.



Am schlimmsten fand ich den entwürdigenden Umgang mit den Tieren. Ohrenbetäubende Rockmusik. Das "Pflegepersonal " hatte richtig gute Laune bei der Arbeit. Mit den noch teilweise narkotisierten Äffchen wurde getanzt und Schabernack getrieben.


Ihre Arme als Schlagstöcke benutzt, wurde auf dem Tisch getrommelt. 

Eine Verhöhnung der leidenden, verwirrten Tiere.


Hier kann man den Film ansehen:

https://www.youtube.com/watch?v=Hcy_zUbrTeY


Diesmal ließ mich das Entsetzen und die Empörung nicht mehr los. Als ich einige Tage später im Internet einen Demoaufruf las, beschloss ich zusammen mit meinem Mann nach Münster zu fahren.

Übrigends die erste Demo in unserem Leben. Diese wurde von der MIT (Münsteraner Initiative für Tierrechte) veranstaltet und bestand aus einem Infostand und wenigen Aktivisten die Transparente hielten und Flyer verteilten. Wir fragten, was wir machen könnten und wurden ebenfalls mit einem Banner und Flyern ausgestattet. 

Es war ein frostig kalter Tag und gegenüber von uns lief auf einer Leinwand ein Film über Tierversuche. Ich war mehrfach nahe daran ohnmächtig zu werden. Immer wieder ging die Frage durch meinen Kopf, wie es möglich ist, das Menschen einem Lebewesen so etwas antun können? 

Warum wird jemand Tierpfleger oder Tierarzt und liefert dann die Lebewesen die er pflegen, schützen oder heilen sollte, solchen Foltermethoden aus?

Kann man das nur dadurch erklären, dass ein vorgeblicher Nutzen für Menschen dabei herauskommen könnte?


Wir beschlossen jedenfalls, von nun an mit all unserer Kraft etwas gegen Tierversuche zu unternehmen. Ausgestattet mit Infomaterial fuhren wir nach Hause. Vorher fragte ich aber noch, warum sie nicht den "Covance" Film gezeigt hätten und erfuhr, dass dieser durch einstweilige richterliche Verfügung nicht mehr öffentlich gezeigt werden dürfe.

Da staunten wir nicht schlecht und verfolgten zunächst im Internet gespannt, wie sich die Dinge weiter entwickelten.


Als "Normalbürger" ging es nicht in unseren Kopf hinein, dass diejenigen, die diese unglaublichen Mißstände und Tierquälereien öffentlich machten, verfolgt und bestraft werden sollten, die Täter aber scheinbar ohne jede Konsequenzen blieben. 

Wir schlossen uns Tierrechtsaktivisten in der Nachbarstadt an. Der "Tierrechtsgruppe Iserlohn".

Außer der Kampagne "Covance-Schliessen" , für die wir fleißig Unterschriften sammelten und Aufklärung betrieben, setzten wir uns nun auch für andere Tierrechtsthemen ein.

Vor allem auch gegen Pelzhandel und das Tragen von Pelz. Zu der Zeit gab es eine Kampagne gegen die Kaufhauskette P&C wegen des Verkaufs von Echtpelzprodukten.

Jedenfalls wollten wir in Hagen eine Demonstration anmelden, was auch ohne weiteres bei der Polizei möglich war. Erst als wir einen Nachtrag machten, weil wir vorhatten einen Film über Pelztierfarmen zu zeigen, erlebten wir unser blaues Wunder.

Morgens in aller Frühe war der Staatsschutz am Telefon. DER STAATSSCHUTZ...HALLO!

Ich fiel aus allen Wolken. Was wollten die denn von uns?

Nun wir sollten vor dem Staatsschutz in Hagen den Film vorführen. 

Mein Mann nahm sich Urlaub und wir fuhren mit dem Film zum Polizeipräsidium nach Hagen und führten den Film vor. Dann begann eine bohrende Befragung und man unterstellte uns, wir wollten in Wirklichkeit einen ganz anderen Film zeigen und zwar den "Covance- Film". Außerdem fragte man uns unverblümt, ob wir diese oder jene Tierrechtler kennen würden und warnte uns vor dem Umgang. Die Demo durften wir machen und auch den Pelztierfilm zeigen, aber ein Staatsschutzbeamter blieb uns den ganzen Tag auf den Fersen. 


Das nächste ähnliche Erlebnis hatten wir, als die Tierrechtsgruppe in Iserlohn eine Informationsveranstaltung zum Thema Tierversuche und Covance machte und dazu Aktivisten aus Münster einlud. Auch dort tauchten zwei Herren vom Staatsschutz auf, mit langen schwarzen Mänteln und Hüten, möglicherweise trugen sie auch Sonnenbrillen. Irgendwie war es wie in dem Film "Man in Black". Alle Anwesenden wurden gewarnt, den bösen, verbotenen Film zu zeigen oder anzuschauen. Darauf stehe eine Strafe von 25 000 €.

Langsam bekamen wir doch Zweifel, ob in unserem Land noch die Grundrechte auf Presse- , Meinungsfreiheit und Versammlungsrecht seine Gültigkeit hatten.

Es kam aber noch besser. Die Prozesse denen wir als Zuschauer beiwohnten fanden wir skandalös.

Vor allem der erste Prozess ist mir noch gut in Erinnerung, wo Friederich Mülln den Richter aufforderte das Film und Bildmaterial zu sichten, um zu verstehen warum er damit an die Öffentlichkeit ging. Den Richter interessierte das kein bißchen. Er verwies Mülln immer wieder darauf, das er einen Arbeitsvertrag mit Covance hatte und gegen diesen verstoßen habe. Denn der Arbeitsvertrag enthielt eine Verschwiegenheitserklärung. 

Friedrich Mülln erstritt schließlich vor dem OG Hamm das Recht das Bild-und Filmaterial öffentlich zu zeigen. Ebenso der Verein "Menschen für Tierrechte". 

Dazu eine Pressemitteilung des Vereins "die Tierbefreier e.V.:

Auszug:

Am 21.07.04 hat der 3. Zivilsenat des Oberlandesgerichts Hamm über die Verwendung des Bildmaterials eines Journalisten entschieden, der über mehrere Monate im Tierversuchslabor Covance in Münster heimlich Filmaufnahmen vom Umgang mit den dort eingesperrten und im Versuch „eingesetzten“ Tieren anfertigen konnte.

Das Oberlandesgericht entschied, dass die Verbreitung von Informationen auch wenn diese rechtswidrig erlangt wurden, zulässig sei, wenn ein besonderes öffentliches Interesse an der Aufdeckung von Missständen bestehe. Das Kriterium, dass dies nur gelte, wenn es sich bei den erlangten Informationen um Informationen über Gesetzesverstöße handele, ließ das Gericht nicht gelten. Die Verbreitung des Filmmaterials, das innerhalb von Covance angefertigt worden sei, sei somit zulässig. Die Filmaufnahmen zeigen, wie roh und brutal mit den Tieren bei Covance umgegangen wird...


...Unverständlich ist jedoch, dass die Verfügung gegen die tierbefreier e.V. vom Oberlandesgericht nicht aufgehoben wurde, da diese in der Vergangenheit die Grenzen des geistigen Meinungskampfes nicht ausreichend gewährleistet hätten.... 

....In dem Verfahren ging es auch um die Frage, was die Forderungen der Tierschutz- und Tierrechtsgruppen, die das Video zeigen wollen, allgemein sind. So wurde differenziert zwischen Gruppen, die einen besseren Umgang mit den Versuchtieren als Ziel verfolgen und solchen, die eine Schließung des Tierversuchslabors fordern. Letztere wurde als zu geschäftsschädigend eingestuft. Dazu Ulf Naumann, Vorsitzender von die tierbefreier e.V.: „Wenn das Video nur unter der Prämisse gezeigt werden darf, dass die damit verbundenen Forderungen größere Käfige und besser ausgebildetes Personal sind und nicht ein kompletter Stopp der Tierversuche bei Covance, ist das Urteil nicht in unserem Sinne.“....


Quelle: http://www.tierbefreier.de/aktuell_bilder_startseite/hamm/info.html


Die Kampagne "Covance -Schliessen" hatte innerhalb kürzester Zeit etwa 22 000 Unterschriften gesammelt und plante diese an die damalige "Grüne" Umweltministerin Bärbel Höhn beim Ministerium in Düsseldorf zu übergeben. 

Frau Höhn hatte nach dem Bericht auf Frontal 21 öffentlich reagiert und Untersuchungen versprochen, Konsequenzen angekündigt. Nichts davon wurde umgesetzt. 

Wir folgten jedenfalls dem öffentlichen Aufruf zur Unterschriftenübergabe in Düsseldorf und erlebten ein weitere Lehrstück der Falschheit und der Manipulation durch Politiker.

Möglicherweise sind sie selbst aber ebenso Teilchen eines großen Theaterstückes und können nicht anders. Ich weiß es nicht. 

Wir, das Fußvolk, versammelten uns mit Bannern und Transparenten vor dem Ministerium. Die Unterschriftenlisten waren zu einer langen Rolle zusammengeklebt und auf dem Rasen ausgerollt. Es waren Fernsehteams mit Kameras anwesend.

Vertreter der größeren Tierrechts/Tierschutzvereine waren eingeladen zu einer Unterredung mit der Ministerin. Wir warteten geduldig. Die Medien hatten an uns kein Interesse, wir waren nur die Kulisse.

Das schreibe ich jetzt so auf, wie ich es subjektiv erlebt habe und im Nachhinein bewerte.

Als die Unterredung beendet war, trat Ministerin Höhn vor die Kameras und gab das Ergebnis bekannt. Sie wandte sich ganz speziell an die Demonstranten, lobte uns für unser Engagement, es sei ja ganz wichtig...und auch die Grünen haben ja so begonnen und der Filmbeitrag hat ja so viele Menschen empört, noch nie hat sie so viele Protestschreiben bekommen ..."

An alles kann ich mich wirklich nicht mehr erinnern, aber was dann kam war für mich eine Art "Aha"Erlebnis".

Frau Höhn teilte mit, das sie der Meinung war , dass die Forderung alle Tierversuche abzuschaffen utopisch sei und zum jetzigen Zeitpunkt politisch nicht umzusetzen. Aber die Forderung Primatenversuche ganz zu verbieten, hätte gute Aussichten. Und ohnehin sei es an der Zeit, die total veraltete Tierversuchsrichtlinie der EU (von 1986) zu novellieren und das, wenn dann schon mal die Primatenversuche verboten würden, dann wäre das ja schon einmal ein Anfang. 

Und deshalb hätte man mit den Tierrechts/Tierschutzverbänden vereinbart jetzt erst einmal Kampagnen zur Abschaffung der Primatenversuche zu starten. 

Und tatsächlich kurz darauf hatten die großen Vereine alle dieselben Kampagnenmotive:

"Primatenversuche abschaffen."

(Womit ich nicht sagen will, dass sie nur noch dieses Thema verfolgten. Es gab auch andere Kampagnen.) 

Über die Tierschutz-Mailverteiler wurde aufgefordert, bei der EU zu intervenieren, dass unbedingt die veraltete Tierversuchsrichtlinie novelliert werden müsse und dass vor allem die Primatenversuche ganz verboten werden müssten.

Eine schöne Beschäftigungstherapie für mehrere Jahre, so sehe ich es heute.

Dann kam sie, die langerwartete neue Richtlinie 2010/63 EU zum Schutz der für Versuche und andere wissenschaftliche Zwecke verwendeten Tiere. 

Der Verein "Ärzte gegen Tierversuche" schrieb darüber in einer Pressemitteilung vom 3.6.2010:

"Die Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche wirft dem Ministerrat Verrat an den Tieren und Täuschung der Bevölkerung vor. Zahlreiche Verschlechterungen zu Ungunsten der Tiere versucht der Rat in seiner Position positiv darzustellen. So wird behauptet, die neue Richtlinie würde zum Ersatz oder zur Einschränkung von Tierversuchen führen. In Wirklichkeit hat nach Aussage der Ärzte gegen Tierversuche der Rat maßgeblich zu verantworten, dass die von der EU-Kommission ursprünglich vorgesehene Anwendung von tierversuchsfreien Methoden, sobald vorhanden, derart aufgeweicht wurde, dass jetzt solche Methoden erst dann angewandt werden müssen, wenn sie behördlich anerkannt sind. Da die Anerkennung von sogenannten Alternativmethoden Jahrzehnte dauern kann, fürchtet die Ärztevereinigung, dass die Abschaffung des Systems Tierversuch in weite Ferne gerückt ist....

Auch die Forschung an nicht-menschlichen Primaten ist entgegen der Darstellung des Rates nicht eingeschränkt. Im Gegenteil: Forschung an Affen, teilweise auch an Menschenaffen, ist zu nahezu jedem beliebigen Zweck erlaubt. Das Verbot der Verwendung von Wildfängen wurde im Verlauf der Verhandlungen ebenfalls stark zu Gunsten der Tierexperimentatoren gelockert.


Besonders heuchlerisch ist nach Ansicht der Ärzte gegen Tierversuche die Aussage des Rates, die neue Richtlinie sei ein Kompromiss zwischen Tierschutz und medizinischer Forschung."

Weiter schreibt der Verein: " Die Ärzte gegen Tierversuche fordern im Interesse von Mensch und Tier ein Wissenschaftssystem, das sich nicht nach den Wünschen der einflussreichen Tierversuchslobby richtet."


http://www.aerzte-gegen-tierversuche.de/de/presse/pressearchiv/584-pressearchiv-2010?start=22


Besonders skandalös ist, das nach dieser EU Direktive den einzelnen Ländern nicht erlaubt ist, strengere Gesetze zum Schutz der Tiere zu erlassen und zwar wegen des Marktwettbewerbs.


Die meisten deutschen Medien druckten brav die vorgegebenen Pressemitteilungen und bejubelten die EU Direktive als richtigen Schritt in die Zukunft. 


Dann wurde die Idee der Gründung einer Europäischen Bürgerinitiative geboren, um das skandalöse Gesetz abzuschaffen und durch ein fortschrittliches zu ersetzen.


"Stop Vivisection"


Stop Vivisection schrieb in einem Flyer über die EU Richtlinie 2010/63 EU:


Die EU-Tierversuchsrichtlinie - Eine Schande für Europa


Am 8. September 2010 hat das Europäische Parlament eine neue Tierversuchsrichtlinie verabschiedet.

Es handelt sich dabei um ein Gesetz, das eindeutig zugunsten der Tierversuchsindustrie ausgerichtet ist.

An keiner Stelle des Gesetzestextes sind tierversuchsfreie Methoden verpflichtend vorgeschrieben, selbst wenn sie vorhanden sind.


Zudem erlaubt diese Richtlinie:

Experimente an Affen, die nicht bezwecken, Behandlungsmethoden für den Menschen zu finden (Artikel 5, 8 und 55);


Experimente an streunenden Hunden und Katzen (Artikel 11) ;


Die systematische Wiederverwendung von Tieren, an denen bereits experimentiert wurde und die „geringe“, „mittlere“ oder sogar „starke“ und langanhaltende Schmerzen und Leiden ertragen mussten (Artikel 16);


Experimente ohne Betäubung, wenn Forscher dies für angemessen halten (Artikel 14);

Die Verabreichung von neuromuskulären Blockern und Schmerzmitteln anstatt eines Verfahrens unter Vollnarkose, die das Tier zwar lähmen, es jedoch in einem Wachzustand und im Bewusstsein darüber lassen, welche Qualen es erleidet (Artikel 14);


Dass Tiere Elektroschocks, denen sie nicht entgehen können, ausgesetzt werden, um erlernte Hilflosigkeit zu bewirken (Anhang VIII);


Die Haltung geselliger Tierarten, wie Hunde und Affen, in kompletter Isolation während langanhaltender Zeiträume (Anhang VIII);


Eine Thorakotomie (chirurgische Öffnung des Brustkorbs) ohne ausreichende Schmerzmittel vorzunehmen und das Tier anschließend einem Schwimmtest bis zur Erschöpfung als Endpunkt zu unterziehen (Anhang VIII).


Geheimhaltung wird an der Tagesordnung sein, da die Einführung vereinfachter Verwaltungsverfahren Forscher aus der Pflicht nimmt, Zusammenfassungen zu veröffentlichen, die Informationen über die Art und Anzahl der Tiere und den Zweck der Tierversuche enthalten.


Die Öffentlichkeit würde somit legal im Dunkeln über das gelassen, was sich in den Laboren abspielt (Paragrafen 42 und 43).


Deshalb fordern wir von der Europäischen Kommission mit Nachdruck, die Richtlinie 2010/63/EU zum „Schutz der für wissenschaftliche Zwecke verwendeten Tiere“ außer Kraft zu setzen und stattdessen einen neuen Vorschlag einzubringen, der darauf  abzielt, Tierversuche endgültig abzuschaffen und dazu verpflichtet, in der biomedizinischen und toxikologischen Forschung nur noch auf Daten zurückzugreifen, die für Menschen relevant sind.


Am Montag den 11.Mai 15 gibt es eine Anhörung dazu im Europäischen Parlament. Der Petitionsauschuss und weitere Auschüsse werden zugegen sein.


Auch wir werden nach Brüssel reisen, um uns an Ort und Stelle über den Ausgang zu informieren und ausführlich darüber zu berichten. 






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Labels: Auftragslabore, Covance, EU Richtlinie 2010/63 EU, Giftigkeitsprüfungen, Primatenversuche, Stop Vivisektion, Tierrechte, Tierversuche

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